
Peters Shaffers Stück heißt im Original „Black Comedy“. Das erinnert nicht zufällig an den schwarzen Humor der Engländer. Den hat Shaffer. Reichlich. Mit vielen Stücken hat er die Bühnen in den letzten Jahrzehnten bereichert. Seine Ideen und Umsetzungen sind brillant, wir verdanken ihm neue Formen und großartige Texte. Sein wohl berühmtestes Stück „Amadeus“ hat aus einer Fiktion fast Realität gemacht. Antonio Salieri ermordet Mozart. Die großartige Verfilmung hat so manche Diskussion ausgelöst.
Shaffer zu inszenieren ist also immer eine Herausforderung, nebst einem theatralischen Vergnügen. Aber um auch dem Publikum mit seinen Komödien Vergnügen zu bereiten, bedarf es harter Arbeit. Das gilt in besonderem Maße für „Komödie im Dunkeln“. Shaffers Kniff bei voller Beleuchtung die Schauspieler im Dunkeln spielen zu lassen, ein Stromausfall dient als Deus ex machina für das ganze Stück, ist schlechterdings Zirkusarbeit. Da muss jeder Handgriff sitzen, da ist alles berechnet, ein Griff daneben ruiniert den Gag. Die Pointe bleibt stecken, wie auch der Lacher beim Zuschauer. Regietheater oder wie auch immer man diese Form von eigenwilligem Ideen – Verbraten nennen möchte, kann gerne versuchen hieran zu scheitern; denn das wird es. Keine Zeit, kein Raum für Kinkerlitzchen.
Wie alle guten Komödien spielt „Komödie im Dunkeln“ mit Versatzstücken, die wir kennen. Und nur über das, was wir kennen können wir auch lachen. Wer kennt nicht den tapernden Gang durch die Wohnung in der Nacht, weil man das Licht nicht findet oder nicht einschalten möchte. Wer wäre noch nicht gestolpert, hätte sich nicht wehgetan, hätte noch nicht dabei lauthals geflucht. Die Figurentruppe, die Shaffer durch seinen fingierten Stromausfall tapern lässt, sind großartige Klischees, so hart überzeichnet, dass man denkt ihnen schon einmal begegnet zu sein. Ein gescheiterter Künstler, seine dümmliche Geliebte, die kluge Ex, der tyrannische Schwiegervater in spe, die altjüngferliche Nachbarin und den erfolgreichen Freund von nebenan, der so gerne den Künstler für sich alleine hätte. Und alles fügt sich zur Katastrophe. Worse comes to worse. Murphys law. Immer wenn Du denkst, es kann nicht schlimmer kommen, kommt es schlimmer. Der Zuschauer sieht die Fassaden der Figuren einstürzen und lacht aus vollem Halse; besonders weil er glücklich ist nicht Teil des Schlamassels auf der Bühne zu sein. So funktioniert Komödie. Am Ende, wenn alle Lügen aufgeflogen sind, die Beziehungen zerbrochen und der letzte auch zunächst erschrockene Lacher gelacht ist, weiß der Zuschauer in sich drin, was er nach jeder guten Komödie weiß: Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu. So betrachtet sind Komödien Stücke über Moral. Nur eben nicht belehrend und säuerlich, sondern spitzig, witzig, schnell.
Diesen Witz, Esprit, dieses Tempo, diese Spielfreude, diesen phantastischen Autor gibt es im Dehnberger Hof Theater zu erleben. Ich freue mich auf das Ensemble, die zirkusreifen Proben und dann auf die Zuschauer. „Komödie im Dunkeln“ – das lohnt sich.
Ihr Marcus Everding